Jede Familie lebt ihren eigenen Alltag – Und dieser verändert sich mit dem Alter der Kinder immer wieder stark. Ich möchte Euch heute von einem unserer „Alltage“ erzählen – Ich bin selbst überrascht wie lang der Beitrag geworden ist. Man ist sich selbst scheinbar gar nicht bewusst, wieviel man jeden Tag erlebt und was man während eines Tages alles so miteinander macht und schafft 🙂
02:20 – Der Bub weint. Mama steht auf und sieht nach ihm. Es scheint, dass er schlecht geträumt hat und so nehme ich ihn auf, beruhige ihn und halte ihn bis er sich wieder entspannt. Das Schwesterchen schläft tief und fest. Mama legt sich wieder hin.
04:30 – Unser Bub weint in seinem Bettchen und streckt mir die Arme entgegen als ich nach ihm schaue. Er sucht Nähe und will zu uns ins Elternbett schlüpfen. Das darf er natürlich, denn Mama geniesst es ebenfalls wenn sie mal mit ihm kuscheln darf.
05:35 – Unser Mädel möchte ebenfalls noch etwas schmusen und ruft weinend nach dem Mamataxi. Papa muss eh aufstehen und so leg ich mich zwischen die Kinder und hab eines in jedem Arm.
06:05 – Genug geschlafen! Unser Wirbelwind turnt im Bett herum, weckt seine Schwester, reisst die Schlafzimmer Türe auf und poltert durch die Wohnung.
06:15 – Auch Mutter und Tochter quälen sich aus dem Bett – An Schlaf ist ohnehin nicht mehr zu denken bei dem Krach 😉 In der Stube schauen wir uns erst einmal unser Fotobuch mit allen Freunden und Verwandten an, damit die Mädels noch etwas Zeit haben um auf Touren zu kommen.
06:30 – Die Kinder spielen miteinander und Mutti hat die Gelegenheit den Geschirrspüler aus- und wieder einzuräumen, Betten zu machen, das Bad in Ordnung zu bringen. Der Versuch unserem Jungen frische Windeln zu verpassen, scheitert kläglich und endet in einer Verfolgungsjagd mit anschliessendem Nahkampf – Mama gibt auf und gewährt dem wilden Kerl nochmals Aufschub. Die Maus hingegen macht bereitwillig mit, so ist zumindest jemand bereit für den Tag.
07:25 – Nach ein paar Zankereien rufe ich die Zwillinge zu mir in die Küche und wir zaubern zusammen ein Birchermüesli. Die Kinder lieben es dabei zuzusehen und zu helfen – Banane schälen und gemahlene Haselnüsse mit dem Löffel aus der Packung beimengen sind gerade hoch im Kurs. Und natürlich wird das Müsli mit Freude selbst in die Frühstücksschale geschöpft 😀
08:00 – Mama putzt Tisch, Kinderstühle und die Müsliflecken auf dem Boden während die Zwerge das Wohnzimmer unsicher machen. Beim Streit um den Puppenbuggy kommt es zu einem Stubser, einem Sturz und einigen Tränen. Mama verbringt einige Zeit tröstend und singend mit den Zwillingen auf dem Boden. Kurz darauf stösst der Spatz die Maus mit viel Getöse im Puppenbugy durch die Wohnung und beide haben einen heiden Spass dabei.
08:35 – Unser Bub ist vertieft in seine Legobauten und unser Mädchen steckt konzentriert in einem einfachen Puzzle. Meine Chance – Ab unter die Dusche! 10 Minuten später bin ich frisch, bürste mir die Haare und als ich mir die Zähne putze, meldet der Bub dass er nun ebenfalls bereit ist die Windel zu wechseln und sich anzuziehen. Wir nehmen die Wickelmatte runter auf den Boden und seine Schwester wickelt ihn mit Mamas Hilfe. Die Hose wird angezogen, aber ein T-Shirt ist noch zu viel verlangt – Schwupp, der Junge ist wieder auf der Flucht…
09:25 – Mama ist angezogen und aufgehübscht, alle tragen Kleidung (abgesehen vom T-Shirt des Jungen), eine schmutzige Wäsche ist zusammengetragen und bereit, das Geschirr des Frühstücks im Geschirrspüler – Los geht’s zum Einkaufen. Schuhe anziehen, Jacken holen, nein nicht diese, wo ist nur die andere, lass uns das T-Shirt anziehen, nein der Puppenbuggy bleibt zu Hause, wartet bitte kurz, Mama holt eine Wasserflasche für unterwegs, nein den Schnuller gibt’s erst im Auto, Türe abschliessen, Türe aufschliessen, Wäsche holen, lasst uns zur Garage gehen, nicht so schnell Spatz, Maus beeil Dich bitte… Stunden später sitzen alle im Auto, die Wäsche hat‘s in die Waschmaschine geschafft, der Einkaufszettel liegt noch in der Küche… Ach was soll‘s! Los geht’s!
10:15 – Der Einkauf ist beinahe durch, seit es Zwillingseinkaufswagen gibt, ist das Einkaufen soo viel einfacher! Aber auch dieser Wagen hat seine Tücken… Darin wird gerade gebissen, geschubst, gezankt und gehauen. Zum Glück rettet mich das Vollkornbrötchen und so krieg ich dank der kauenden Ruhe doch noch alles für ein halbwegs durchdachtes Abendessen und ein paar kleine Mittagessen in den Wagen…
10:50 – Wir sind wieder Zuhause… Bis wir es vom Auto in die Wohnung schaffen, dauert es 15 Minuten – inklusive zweier Heulkrämpfe, weil man lieber im Auto herum klettern wollte und man auf dem Zwischenstockwerk EINEN Kinderschirm der Nachbarin gefunden hat… Oh Mann! Als wir in der Wohnung ankommen, fordert die Maus eine frische Windel ein. Bei meiner Frage ob sie aufs Töpfchen möchte, schüttelt sie mit düsterem Blick den Kopf. Der Bub aber kommt angerannt, entledigt sich seiner Windel, setzt sich hin und pinkelt fröhlich drauflos. Danach muss er eine Weile lang überzeugt werden, anschliessend doch bitte wieder eine Windel anzuziehen.
11:15 – Mit vielen Unterbrüchen können die Einkäufe verstaut werden. Dabei wird nicht gestritten, sondern Mama muss unbedingt mitkommen und sehen wie toll der Bub die Tasche weggeräumt hat, dem Mädchen helfen Ihren gepackten Rucksack anzuziehen und den zusammengesteckten Holzzug bestaunen 🙂 Mama kocht einen vereinfachten Kaiserschmarrn mit Apfelstücken, während die Kleinen zu ihren Füssen den Back- und Tupperware-Schrank ausräumen und die Post zerpflücken.
11:40 – Spatz und Maus sind hungrig, weinerlich und können es kaum erwarten, dass das Mittagessen kühl genug ist. Während Mama die Hitze aus dem Essen pustet wird noch kurz darüber gestritten, welcher Latz wem gehört – Meins, meins, meins! Als man sich einig ist, streift sich jeder den Latz über und macht sich zufrieden über das Mittagessen her. Und dann ist sie plötzlich da: die Ruhe!
12:20 – Während Mama wieder Tisch, Kinderstühle und Boden putzt (Yay, dort unten wird es immer weniger 😀 ) wird eine Puppe nackig gemacht, einige Autos werden in den Stau gesteckt, ein Kartenspiel grosszügig im Korridor verteilt und der Badezimmerschrank ausgeräumt. „Lasst uns mal schauen, was der Tiger und der Bär machen!“ sage ich, bereite eine Wasserflasche vor und begleite die Zwerge ins Kinderzimmer. Mit Augenreiben steigen sie in ihre Betten, suchen Ihre sieben Schlafsachen zusammen und kuscheln sich ein. Wir machen das Licht aus, ich setze mich zwischen die Betten, streichle beiden das Köpfchen und singe unser Schlaflied. Nach 10 Minuten darf ich das Zimmer verlassen und die beiden schlafen ein.
13:00 – Durchatmen – Zeit für mich – Aber zuerst noch einiges erledigen. Wäsche in den Trockner, zweite Wäsche in die Waschmaschine, Küche in Ordnung bringen, Spielsachen wegräumen wo nötig, Bad heute noch putzen – Ne, lieber morgen, Mamakram erledigen (Dankeskarten schreiben, Hosen flicken, Aktivitäten vorbereiten, Termine klären, usw) und dann eeendlich… 30 Minuten lang Beine hochlegen, Blog checken oder kurz ein Nickerchen machen – Ja nachdem wie die letzten Nächte waren und wie der Zustand des Nervenkostüms ist…
14:55 – Ein langgezogenes Weinen läutet das Ende von Mama’s Pause ein. Spatz und Maus stehen zerknautscht auf und setzen sich gemeinsam auf Mamas Schoss um noch etwas zu kuscheln. Dabei schauen wir uns ein paar Lieblingsbücher an – Ein Wimmelbuch, ein Fahrzeugbuch und ein Tierbuch. Als ich erwähne, dass wir gleich rausgehen bricht Begeisterung aus. Gemeinsam wickeln wir alle Kinder und ziehen uns an. Mama schneidet in der Küche noch kurz die Früchte, während die Kinder sich gegenseitig Jacken und Schuhe bringen und versuchen sich anzuziehen.
15:30 – Wir sind draussen. An der befahrenen Strasse müssen die Zwillinge im Wagen sitzen und dürfen dabei die Apfelschnitze, Bananenkringel und Kiwistücke naschen. Sobald wir auf abgeschiedeneren Strassen unterwegs sind, dürfen sie aussteigen und sich beim Spazieren am Wagen festhalten – Das klappt schon ganz gut, ausser wir begegnen einer Katze, einer Baustelle oder anderen Kindern. Auf den Feldwegen dürfen sie sich schliesslich frei bewegen – Unser Junge springt dabei gleich los, während unser Mädchen sich niederkauert um sich die Kieselsteine ganz genau anzusehen und damit zu spielen. Nun beginnt unser tägliches Spiel: Mama versucht den Spatz in der Nähe zu halten und die Maus dazu zu bewegen etwas Tempo aufzunehmen… Gar nicht so einfach dabei beide Kinder bei Laune zu halten. Im Wald suchen wir Buchennüsse, steigen auf Baumstümpfe, springen herunter, suchen einen schönen Stock, spielen etwas zwischen Fangen und Verstecken und die Zeit vergeht wie im Flug.
17:25 – Wir kommen nach Hause und da wird auf der Terrasse als erstes um den schwarzen Bobbycar gestritten, den Pinken ohne Anhänger will diesmal keiner. Mama spricht davon zu teilen, aber der Kopf muss heute durch die Wand. Es gibt Tränen, es wird gebissen, Mama muss schimpfen und am Ende wird getrotzt – Aber so richtig! Mama sollte bereits das Abendessen kochen, aber daran ist grad nicht zu denken… Ein Spiel zum Tauschen von Tannzapfen und Buchennüssen lenkt von der Thematik ab und Friede kehrt wieder ein. Um die Ecke lauert allerdings schon der Hunger…
18:05 – Ich setzte mich raus zu den Kindern und schneide Peperoni, Zucchetti, Aubergine und Zwiebeln klein. Danach gehen wir zusammen rein – Die Kinder stürzen sich auf die Legosteine und ich beginne eine Gemüse-Tomatensauce und Nudeln zu kochen. 15 Minuten später hab ich ein weinendes Kind auf der Hüfte und eines das sich weinend an meine Beine klammert. Müde, hungrig und gelangweilt – Schlechte Konstellation… Ich setze die beiden auf den Tresen, schneide etwas Gurke klein, lasse sie davon essen und frage sie nach allen möglichen Körperteilen. Damit kommen wir über die Runden bis das Abendessen auf dem Tisch steht. *puh* Geschafft!
18:35 – Der Bub ist schon seit 10 Minuten fertig mit essen, das Mädel nimmt sich alle Zeit und beobachtet Ihren Bruder während sie weiter isst. Er vergnügt sich krabbelnd und rollend auf dem Sofa und bringt nochmals so richtig Leben in die Bude. Als die Maus fertig gespiesen hat, steige ich mit ihr in das Getummel mit ein – Wir kitzeln uns, klettern übereinander, verstecken uns unter der Decke und erschrecken uns bis der Spatz vom Sofa fällt und fest weinen muss. Mama setzt sich zu ihm auf den Boden, nimmt ihn in den Arm und singt das Tröstelied. Die Maus kommt angekrochen, streichelt ihm tröstend über das Köpfchen, springt davon, sucht seinen Schnuller im Kinderzimmer und kommt damit angestürmt. Schon bald darauf ist die Welt wieder in Ordnung und wir vertiefen uns in eine Art Holzpuzzle. Danach offeriert die Maus uns noch ein Dutzend Kaffees und der Bub drückt mindestens genau so oft die Suchtaste an der Telefonstation um das klingelnde Telefon voller Aufregung Mama zu bringen und zu telefonieren 😉
19:40 – Wir sehen nach was der Schlafbär, der Tiger und die Schnullertiere im Kinderzimmer so treiben. Während Mama die Maus wickelt, kämmt und mit Ihr die Zahnputzschlacht abhält, räumt der Bub die Kuscheltiertruhe aus, klettert in das Babybett der Maus und macht sie eifersüchtig indem er ihren Schnuller nuckelt. Als ich ihn für den Abendputz hochnehmen will, windet er sich übermütig wie ein Fisch und stösst sein wildes Lachen aus. Na, das kann ja heiter werden! Ich fange alle Kinder ein, bringe sie ins Bett, singe ihnen in der Dunkelheit ihr Schlaflied. In beiden Betten ist noch viel Unruhe und so erzähle ich ihnen mit ruhiger Stimme was wir heute alles erlebt haben, sie plappern mit und Ruhe kehrt ein. Ich singe nochmals und streichle ihre Köpfchen – Nun drehen die beiden sich in ihre Schlafposition und kuscheln sich ein. Gute Nacht liebe Maus, gute Nacht lieber Spatz.
20:25 – Nachdem ich mehrmals ins Kinderzimmer gerufen wurde, schlafen die Kinder nun beide. Mama widmet sich dem Esstisch und der Küche. Danach verräume ich die ganzen Spielsachen – Am Abend mag ich es in einer „Erwachsenenwohnung“ zu sein 😉 Danach schalte ich den Fernseher ein damit ich Unterhaltung habe, während ich die drei Körbe gewaschener Wäsche zusammenlege. Vor der Geburt hätte ich nie gedacht, dass der Haushalt, die Wäsche, das Einkaufen und das Kochen einen sooooo grossen Teil des Mamaseins ausmachen… Irgendwie dachte ich immer, dass es sich die meiste Zeit um die Kinderbetreuung drehen würde.
21:15 – Der Papa kommt erledigt von der Arbeit nach Hause. Als erstes geht er ins Kinderzimmer, sieht sich an wie seine Sprösslinge zufrieden schlafen und streichelt ihnen über die Köpfe. Zusammen bereiten wir ein kleines Nachtessen zu und essen gemeinsam. Feierabend!
22:10 – Papa geht zu Bett, er muss morgen wieder früh raus. Ich nehme mir heute nun noch eine Stunde Zeit für mich. Auch wenn ich bereits sehr erledigt bin, ist es wichtig für meine Mentalhygiene 😉 Heute schreibe ich einen Beitrag für meinen Blog. Besser gesagt einen Teil davon, denn eine Stunde ist echt schnell vorbei… Gegen halb zwölf schaue ich bei den Kindern vorbei, denke sie nochmals zu und schaue, dass die Schnullertiere in Griffweite sind und schlüpfe danach selbst ins Bett.
Das war ein Tag mit uns. Möchtest Du gerne ebenfalls über einen Eurer (All)Tage berichten? Dann würde ich mich auf eine Nachricht freuen: www.facebook.com/doublyblessedblog
Oktober 1, 2016 um 11:21 pm Uhr
Liebe Ann!
Das wollte ich schon immer mal machen, aber die Zeit zerrinnt einem einfach zwischen den Fingern.
Dass die beiden gut einschlafen, rettet uns 😉
Vielen lieben Dank für das schöne Feedback! Liebe Grüsse Alexandra
Oktober 1, 2016 um 9:29 pm Uhr
Liebste Alexandra, das.war eine tolle Idee, einen ganzen Tag aufzuschreiben. Ein Manager hat einen kuerzeren Tag als Du! Faszinierend war fuer mich auch, wie unterschiedlich die beiden sind! Und auch klasse ist, wie toll das mit dem Einschlafen klappt! Man spuert uebrigens, wie sehr ihr die beiden liebt???
Oktober 2, 2016 um 4:44 pm Uhr
Du machst einen wirklich tollen Job. Liebe Gruesse, Ann❤
März 9, 2017 um 3:44 pm Uhr
Es kommt mir so bekannt vor ?